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Zwei Stunden sind nicht zwei Stunden. Wie kommt es, dass sich Menschen aus PNG wohlfühlen, wenn ein Gottesdienst, ein Meeting oder das Warten auf das Speedboat „ewig“ dauern? Mir geht das PNG-Zeitgefühl gegen den Strich und ich erlebe es oft als sinnloses Rumgesitze und Rumgehänge. Die in Deutschland üblichen Ausweichmanöver funktionieren hier meist nicht: „Kein Netz“, um sich mit dem Smartphone vom Nichttun abzulenken.
Was ich inzwischen mühsam lerne und auch schätze: PNG hat eine Mußepräferenz. Zugespitzt gesagt: Als gutes Leben gilt ein untätiges Leben. Dabei ist unbdingt der qualitative Unterschied von „nichts tun“ und „nicht tun“ zu beachten. In einem Meditationsbuch las ich, dass geistesgegenwärtiges Nichttun Meditation sei, geschäftiges Nichtstun dagegen Zeittotschlagen.
Alle Zeit in PNG wird in Gemeinschaft verbracht. Ich sehe hier keinen allein sein. Weder im Krankenhaus noch irgendwo am Straßenrand oder in einer hundert Meter langen Schlange vor der Bank. Jede Zeit ist gemeinschaftlich verbrachte Zeit. Kürzlich in der Lehrerkonferenz saßen wir minutenlang einfach schweigend zusammen. Keiner rannte davon, nur weil alles besprochen oder noch so viel zu tun war. Es geschah ein aktives gemeinsames Nichttun. Sehr wohltuend.
Bisher war Christentum für mich immer eine Arbeitsreligion. Lebenszeit – egal ob Alltag, Feiertag oder Urlaub – wird abgearbeitet. Die Pflicht zur Arbeit besteht für mich nach außen und innen: Gestaltung der Welt und Bildung des Selbst. Wie selbstverständlich habe ich nach dem humanistischen Grundsatz gelebt: Der Mensch wird nicht geboren, sondern gebildet. Also wird jede freie Minute gelesen, musiziert, gewerkelt, gebastelt, gekocht, gebacken, geschrieben… Anstrengend.