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Reformations-Patrol

31. Oktober 2011

Anders als wir in Deutschland hat die Mehrzahl der Menschen in PNG den größeren Teil ihres Lebens vor statt hinter sich. Und so gibt es hier kein einziges Altenheim aber Schulen, Schulen und was, schon wieder eine Schule?! Natürlich steht auch eine im Dorf Fioo, das wir am „Refomesin Wikend“ besucht haben. Die Straße geht bis Sattelberg, ab Beginn des 20 Jh. das Zentrum der Lutherischen Mission, inzwischen eine Ansammlung von Schulgebäuden rings um eine Kirche, die nach historischem Vorbild wiederaufgebaut wurde.
Unsere kleine „Patrol-Grup“ (zu Deutsch etwa: Theologisches Erwachsenenbildungsteam) bestand aus drei Studenten, Wolfgang Thumser, Weltwärtsvolunteer Martin und mir. Eingeladen hatten uns der knapp 70jährige Pfarrer Muwe und seine Gemeinde in Fioo.
Programm: Samstag „Baibelstadi“ in der Kirche auf dem Sattelberg. Sonntag Reformationsgottesdienst in Fioo. Für die Wegstrecke Logaweng – Fioo, etwa 30 km einfach, sind bei gutem Wetter 2 Sunden Fahrt und 2 Stunden Fußmarsch erforderlich. Wetter war perfekt und so hatten wir auch viel Zeit zum „Sindaun“ und „Toktok“. Die Frau des Pfrarrers hat uns in ihrem Kochhaus fürstlich bekocht und mit Kaffee, Tee und Zucker nicht gespart.
Als Thema der Baibelstadi (eine Art kleiner Theologiekurs) war gewünscht, einige aktuelle Probleme der Gemeinde anzusprechen: Magie/Zauberei – Konfliktlösung – Identität. Anders gesagt: Cargo Cult – Gewalt – Globalisierungsschock. Die Menschen, die zu solchen Treffen kommen, können sehr konzentriert und ausdauernd zuhören. Keiner fällt dem anderen ins Wort. Jeder darf lang und breit ausreden. (Sehr angenehm!) Die lutherische Theologie in ihrer neuguineanischen Ausprägung kann immer wieder befreiende und klärende Impulse für die Menschen, ihre Spiritualität und das Leben hier setzen. Sie führt aus der Vereinzelung, regt zum Gespräch an und ist kritisch gegenüber angemaßten Autoritäten. Ein Teilnehmer meinte am Ende, die Baibelstadi sei „gutpela marasin“, eine gute Medizin, gewesen. Wenn man den schönen Gottesdienst in der Ortssprache Kotte und das Konzert der Jugendband im Ska-Stil noch dazu nimmt, dann hatte dieses Wochenende für viele eine gute therapeutische Wirkung. Für mich selbst auf jeden Fall.

Das Dorf Fioo steht mit beiden Beinen in der neuguineanischen Realität: Ein Bein in der Steinzeit, eins in der globalen Moderne. Kein Strom, keine Straße, aber eine Wasserleitung und teils Häuser in stabiler Hartholz- anstatt in der leichten Bambusbauweise. Mobiltelefone und Solarlampen, aber eine offene Feuerstelle als Herd. Unser 70jähriger Gastgeber ging mit dem Handy genauso souverän um wie mit seinem Buschmesser und wie jeder 14jährige bei uns. Das bringt Vorteile, kann ihm doch seine geldverdienende Tochter in Port Moresby Geld aufs Handy überweisen. Damit kann er nun im Dorf per Überweisung auf jedes beliebige andere handy bezahlen. In der einen Hand das Buschmesser für die traditionelle Brandrodung, Subsistenzwirtschaft und Konfliktbewältigung, in der anderen Hand ein bargeldloses Bezahlsystem und multimediales Kommunikationsgerät (Hier wären ein paar Zeichen angebracht, wie sie in den Denkblasen über den k.o.-geschlagenen Römern im Asterixheft zu finden sind)!

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Kategorien:Uncategorized
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